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„Kuckmal – Denkmal – Machmal“ - schön war's!

Ganz am Anfang...

...stand auf dem Podest am Anne-Frank-Platz ein Gedenkstein, der anlässlich des Truppenbesuchs von Kaiser Wilhelm I auf dem Kasernengelände 1869 entstanden ist. Das irritierte viele Quartiersbewohner*innen, sollte doch am Standort ein buntes, demokratisches und lebendiges Quartier an Stelle der alten Kaserne entstehen. So wurde der Stein zunächst mit fröhlicher Nikolausmütze, niedlichem Marienkäfer und bemalten Motiven verziert und damit auf den „Stein des Anstoßes“ aufmerksam gemacht. Die Auseinandersetzung mit dem geschichtlichen Hintergrund und einem angemessenen Umgang mit dem Thema – auch im Rahmen einer Vortragsreihe in den Räumen der Jugendkulturarbeit e. V. – führte letztendlich zur Entscheidung, den Stein vom Sockel zu heben. Er wird zu einem späteren Zeitpunkt in Neudonnerschwee „beerdigt“ und so auch weiterhin zum Nachdenken anregen.

Von Brückenbauern und Steineklopfern

Zehn Stunden haben sechs Bildhauer*innen am ersten Juni-Wochenende 2023 an ihren Steinen gearbeitet - unter freiem Himmel, bei Sonnenschein und unter den interessierten Augen der Besucher*innen beim Bildhauer*innen-Event in Neu Donnerschwee. Ivo Gohsmann hatte die besondere Herausforderung, den ersten Schlag an den 1,2 Tonnen schweren Stein auf dem Podest am Anne-Frank-Platz zu setzen und den Prozess vom Anröchter Sandstein-Rohling zu einem gemeinsamen Kunstwerk von Vielen in Gang zu setzten – unter dem Motto "Krieg und Frieden". Er war dazu eigens aus Lüneburg angereist.
Dabei brachte der Stein schon seine Jahrtausende alte Geschichte mit: ein Naturdenkmal mit eingeschlossenen versteinerten Muscheln und einem grünlichen Schimmer, entstanden durch Meeressedimente. Ivo hat in seiner Arbeit eine Brücke über ein tiefes Tal gebaut. Herausstellen möchte er damit das Verbindende, mit dem Gegensätze überwunden werden können. Letztendlich überlässt er aber den Betrachtenden, was er oder sie darin sieht.

Mit Klöppel und Beitel und singen und trommeln und lachen

Fünf weitere Bildhauer*innen haben mit Klöppel, Zahneisen, Beitel oder Stemmeisen auf dem Gelände an ihren Steinen aus Marmor oder Sandstein gearbeitet: Barbara Meichnser-Drobinski, Ludger Möller, Werner Schieleit, Jürgen Steinfuhrt und Christiane Vosgerau. Sie alle sind im Oldenburger Atelier Quartier 2 zusammengeschlossen. Sie kannten Ivo zum Teil noch aus seiner früheren Oldenburger Zeit; vor allem aber sind sie begeisterte Teilnehmende an seinen Bildhauer-Kursen und schätzen neben seinem Knowhow sein pädagogisches Talent. Sie alle haben die beiden Tage sehr genossen und sich von der Arbeit in der Öffentlichkeit inspirieren lassen. Auch die Gäste konnten sich unter Ludgers Anleitung in der Bildhauerei versuchen und ihre Spuren auf einem Gemeinschaftsstein hinterlassen. Dieser wurde zum Abschluss der beiden Tage an den Verein NeuDonnerschwee verbindet übergeben.

Wiebke Swart hat die Steinbilderhauer-Aktionen koordiniert und Quartiersmanagerin Ute Goronczy hat das kulturelle Programm dazu auf die Beine gestellt. Die Wohngenossenschaft KreAktiv hat die Gäste mit Kaffee und Kuchen versorgt. Und nicht zu vergessen die vielen Helfer*innen, die an diesem außergewöhnlichen Event des Vereins mitgewirkt haben. Für gute Laune und friedliche Stimmung sorgten die Clowns von Clown sei Dank, Liedermacherin Hilde, die Sambatrommelgruppe Feuersalasamba und die beiden ukrainischen SängerInnen Nikolay Skumovskiy und Olga Kornieva.

Gefördert wurde das Projekt durch das Kulturbüro der Stadt Oldenburg.

Und wie geht es weiter?

Der hier am großen Stein gestartete Prozess wird fortgesetzt, am nächsten Termin wird gearbeitet. Ein anderer Künstler oder eine andere Künstlerin wird die Arbeit am Stein fortsetzen. Ob Ivos Idee weiterentwickelt wird oder eine neue Idee in Stein gehauen wird, ist bei diesem offenen Prozess nicht vorgegeben. Wir dürfen gespannt sein!

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