Das Quartier Neu Donnerschwee

Neu Donnerschwee ist noch nicht allzu lange das Quartier, das wir heute täglich erleben. Es hat eine mitunter bewegte Vergangenheit, zu der wir hier ein paar Informationen anbieten.

Das reicht von der fernen Vergangenheit, als das Gebiet zu einer Schäferei gehörte, über die lange Zeit seiner militärischen Nutzung bis heute, da noch immer nicht alle Bereiche frei von Bauarbeiten sind.

Dazu kommen Hoffnungen, Ideen und Pläne für die Zukunft, von denen wir mit dieser Homepage versuchen, unseren Anteil unter die Leute zu bringen.

Die Straßen von Neu Donnerschwee

Die Straßen im Quartier tragen geschichtsträchtige Namen. Die Geschichte hinter manchem Namen ist vielen zumindest teilweise bekannt, andere wiederum nicht.

In dem Kartenausschnitt rechts könnt ihr nachvollziehen, wo genau die heutigen Straßen zu finden sind.

Kartenauschnitt Neu Donnerschwee
© https://www.openstreetmap.org

Die Straßennamen und ihr Ursprung

Anne-Frank-Platz

Anne Frank (1929-1945) flüchtete 1934 mit ihrer Familie vor der Judenverfolgung aus Frankfurt in die Niederlande. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen 1942 versteckten sich die Franks in einem Hinterhaus in Amsterdam (Prinsengracht 263, heute: Anne Frank Haus), um der Deportation und Ermordung zu entgehen.

Nach der Entdeckung im August 1944 wurden sie gemeinsam mit ihren Helfern und vier weiteren dort untergetauchten Personen verhaftet. Im Frühjahr 1945 starben Anne und ihre Schwester Margot im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Ihr Tagebuch über das Leben im Versteck und die tagespolitischen Ereignisse veröffentlichte ihr Vater Otto Frank 1947 als Buch, es wurde in über 70 Sprachen übersetzt.

Weiße Rose

Münchner Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime, der auch die Geschwister Hans und Sophie Scholl angehörten. In sechs Flugblättern rief sie zwischen 1942 und 1943 zum Widerstand auf und prangerte die Verbrechen der nationialsozialistischen Regierung an.

Beim Verteilen des sechsten Flugblatts an der Universität München wurden die Geschwister Scholl verhaftet und der Gestapo übergeben. Das Todesurteil durch den Volksgerichtshof am 22.Februar 1943 wurde noch am gleichen Tag vollstreckt.

Weitere Mitglieder waren u.a. Alexander Schmorell, Christoph Probst, Prof. Kurt Huber und Willi Graf, die ebenfalls hingerichtet wurden.

Georg-Elser-Straße

Georg Elser (1903-1945) war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Sein Attentat auf Adolf Hitler und einen großen Teil der nationalsozialistischen Führung 1939 im Bürgerbräukeller München scheiterte nur knapp. Er wurde ohne Gerichtsverfahren in Haft genommen und 1945 im Konzentrationslager Dachau hingerichtet.

Alte Schäferei

Auf dem Gelände der späteren Kaserne befand sich um 1762 eine Schäferei. Herzog Peter Friedrich Ludwig gründete nach seiner Rückkehr aus Russland 1813 das „Oldenburgische Infanterieregiment“, das später (1867) in der preußischen Armee die Nummer 91 erhielt. 1819 und 1836 entstanden am Pferdemarkt die ersten beiden Infanteriekasernen. 1832 kaufte Großherzog Paul Friedrich August von Johann Gramberg die Schäferei als Lagerplatz, auf einer Karte von 1844 ist dort ein Exerzierplatz eingezeichnet.

Anlässlich der Einweihung des neuen Kriegshafens Wilhelmshaven 1869 besuchte König Wilhelm I. von Preußen mit seinem Kanzler Bismarck den Großherzog Nikolaus Friedrich Peter in Oldenburg und nahm an einer großen Parade auf dem damaligen Exerzierplatz teil (an diesen Besuch erinnerte der - inzwischen wieder entfernte - Gedenkstein, den die Kriegervereine fast 30 Jahre später, 1898, hier aufstellten).

1881 entstand hier die Kaserne (heute: Thomasblock) als Unterkunft für das Infanterieregiment 91. Das „P“ mit der Krone über dem Hauptportal weist auf Herzog Peter Friedrich Ludwig hin.

Beverbäker Wiesen

Der Name geht auf einen alten Flurnamen zurück: Er bezeichnet die ehemals ausgedehnten Uferwiesen der Beverbäke.

Kranbergstraße

“Kranenberch“ ist ebenfalls ein alter Flurname, der bereits in Dokumenten des 15. Jahrhundert erwähnt wird. Auf dem Kranberg befand sich die Schäferei.

Schumacherhof (Pfänderweg 25), Tiemannhof (Wehdestr. 57), Logemannhof (bis 1875 an der Straße „Unterm Berg) und Bohlenhof (Wehdestr. 77)

Die Höfe gehörten bzw. gehören zur ehemaligen Bauerschaft Donnerschwee (Bereich Wehdestraße) und tragen die Namen der Eigentümer (alteingesessene Bauern, so genannte Hausleute). Die Familiennamen entstanden Ende des 16. Jahrhunderts und sind teils in der ältesten Einwohnerliste von 1581 bereits aufgeführt.

Texte: Susanne Grässel
Quellen: Heinrich Munderloh: Die Bauerschaft Donnerschwee. Geschichte eines Dorfes vor den Toren der Residenz, 1982
Geschichte der Donnerschwee-Kaserne in Oldenburg (zusammengestellt anlässlich des „Tages der offenen Tür“ 1964 durch Oberstleutnant Dettmer, überarbeitet 1975 durch Oberstleutnant Albers)